Es ist sehr robust, hält ein Leben lang und fühlt sich gut auf der Haut an: Leder wird seit Jahrtausenden von Menschen genutzt und gehört zu den ältesten verwendeten Materialien. Für unsere Vorfahren war es sogar überlebenswichtig, da sie aus den Tierhäuten Schuhe, Kleidungsstücke und Decken hergestellt haben. Auch heute noch setzt die Fashion Industrie bei vielfältigen Produkten wie Kleidung, Taschen, Gürteln, Schuhen und Geldbörsen auf Leder.
Doch Echtleder wird aus Tierhaut hergestellt, was von vielen Menschen mittlerweile kritisch gesehen wird. Viele Hersteller setzen daher vermehrt auf Lederalternativen und Lederimitate, um Produkte ganz ohne Tierleid zu produzieren. Besonders im Trend liegt derzeit “veganes Leder", was die Lederindustrie revolutionieren soll. Doch was ist veganes Leder überhaupt? In diesem Artikel erfährst du, was es mit der Alternative auf sich hat und woraus veganes Leder hergestellt wird.
Veganes Leder vs. Echtleder: Das ist der Unterschied
Im Gegensatz zu unseren Vorfahren sind wir nicht mehr auf echtes Leder angewiesen und viele Menschen verzichten heutzutage aus Überzeugung auf Echtleder-Produkte. Fakt ist: Über 1,4 Milliarden Tiere werden jährlich für die Lederproduktion getötet. Echtleder hat zudem nicht die beste Umweltbilanz. Um die Tierhäute haltbar zu machen, müssen sie mit vielen toxischen Chemikalien behandelt werden.
Veganes Leder gibt es hingegen aus den unterschiedlichsten Materialien. Jedes Lederimitat, das bei seiner Herstellung gänzlich ohne tierische Produkte auskommt, kann als veganes Leder bezeichnet werden. Hierzu zählt nicht nur der Verzicht auf echte Tierhaut, sondern auch der Einsatz von Klebstoffen ohne tierische Inhaltsstoffe. Je nachdem, aus welchem Werkstoff veganes Leder produziert wird, gibt es unterschiedliche Herstellungsverfahren für die Lederimitate. Hierbei werden synthetische Materialien oder Pflanzenfasern verwendet und so verarbeitet, dass sie in ihrer Haptik und Optik echtem Leder gleichen. Veganes Leder kann in vielen Fällen verblüffende Ähnlichkeiten mit Echtleder aufweisen. Häufig ist für den Laien gar kein Unterschied zu erkennen, wodurch die Beliebtheit von veganem Leder in den letzten Jahren rapide zugenommen hat.
Die bekanntesten veganen Lederarten
Veganes Leder ist ein Sammelbegriff für viele unterschiedliche Lederimitate und bezeichnet keine spezifische Lederart. Es gibt mittlerweile vielfältige Lederalternativen aus zahlreichen Werkstoffen und es wird durchgehend an neuen Verfahren geforscht. Im Folgenden stellen wir die beliebtesten veganen Lederarten vor, die derzeit auf dem Markt zu finden sind.
Synthetisches Leder
Synthetisches Leder bezeichnet unterschiedliche Kunstleder-Arten, die aus verschiedenen Materialien wie Polyurethan (PU) und Polyvinylchlorid (PVC) hergestellt werden. Synthetische Lederprodukte wie Möbel, Kleidung und Accessoires sind aufgrund ihrer hochwertigen Optik beliebte Alternativen zu Echtleder-Produkten. Das Lederimitat ist leicht zu reinigen, robust und witterungsbeständig.
Hierbei muss betont werden, dass nicht jedes Kunstleder auch automatisch vegan ist. In vielen Fällen beinhalten weitere Bestandteile wie beispielsweise der Leim tierische Inhaltsstoffe. Synthetisches Leder ist in der Regel nur vegan, wenn es auch dementsprechend gekennzeichnet ist.
Ananasleder
Leder aus Ananas wird aus den Pflanzenfasern von Ananaspalmenblättern hergestellt und ist aufgrund seiner reißfesten, weichen und atmungsaktiven Eigenschaften sehr beliebt. Da die Blätter der Ananaspalme beim Anbau der Ananas nicht benötigt werden, ist Ananasleder ein Nebenprodukt der bereits existierenden Landwirtschaft, was zur Nachhaltigkeit des Materials beiträgt. Damit das Endprodukt besonders langlebig ist, werden die Blätter mit PU beschichtet. Ananasleder ist sehr beliebt bei Schuhen, Mode, Möbel und Accessoires und wird bereits bei einigen großen Modemarken eingesetzt.
Apfelleder
So wie Ananasleder ist auch Apfelleder ein Nebenprodukt der Landwirtschaft. Leder aus Apfel wird aus den Überresten der Apfelsaftindustrie hergestellt. Der Trester der Äpfel wird pulverisiert und mit PU vermischt, was für Stabilität sorgt. Im Anschluss wird die Mischung auf einen textilen Träger wie Polyester oder Baumwolle aufgetragen. Auch dieses Lederimitat ist beliebt bei der Herstellung von Mode, Schuhen und Handtaschen.
Kaktusleder
Ähnlich wie bei Apfelleder werden auch hier die Fasern vom Kaktus mit PU vermischt und auf einen textilen Träger aufgetragen. Hierfür wird hauptsächlich Nopal Kaktus verwendet, der nur sehr wenig Wasser verbraucht und auf natürliche Weise den Boden regeneriert. Das fertige Kaktusleder ist widerstandsfähig, atmungsaktiv und wird zu Kleidung, Gürteln und Geldbörsen verarbeitet.
Kunstleder aus Pilzen
Pilzleder wird aus dem Wurzelgeflecht der Pilze, dem sogenannten Myzel, hergestellt. Für Menschen, die ein umweltfreundliches Produkt suchen, ist diese Lederart ideal. Myzel verwertet Bioabfälle und benötigt sehr wenig Wasser und Energie bei der Herstellung. Auch hier wird jedoch ein geringer Anteil an PU benötigt, um das Endprodukt länger haltbar zu machen.
Mirum®
Mit dem Slogan “die Zukunft sind Pflanzen. Nicht Plastik.” hat das Unternehmen Natural Fiber Welding ein neuartiges veganes Leder patentiert, das gänzlich aus biobasierten Rohstoffen hergestellt wird. Das vegane Lederimitat benötigt keinerlei synthetische Beschichtungen oder Verklebungen, braucht kein Wasser bei der Herstellung und setzt nur einen Bruchteil der CO2-Emissionen frei. Das Material ist biologisch abbaubar und kann vollständig recycelt werden.
So nachhaltig ist veganes Leder
Egal aus welchem Material veganes Leder hergestellt wird, die tierfreien Alternativen sind dem Leder aus Tierhäuten in Sachen Nachhaltigkeit allesamt weit voraus. Selbst das vielfach kritisierte synthetische Leder ist nicht so umweltschädigend wie Echtleder. Leder ist zwar ein natürliches Produkt, hat jedoch wie die Fleischproduktion eine negative Ökobilanz. Die Tierhaltung benötigt eine riesige Fläche, der CO2-Ausstoß ist enorm und die Herstellung verbraucht Unmengen an Wasser und Energie. Allein das Gerben von einem Quadratmeter Leder braucht etwa 500 Liter Wasser.
Dennoch ist veganes Leder nicht automatisch nachhaltig. Hier gibt es je nach Art große Unterschiede, was die Umweltfreundlichkeit betrifft. Viele vegane Lederarten werden durch die Beigabe von Kunststoffen hergestellt und enthalten Plastik. Selbst pflanzliches veganes Leder, das aus natürlichen Fasern wie Ananas oder Apfel hergestellt wird, benötigt bei der Produktion den Kunststoff Polyurethan (PU). Dieser ist zwar ungefährlich für die Gesundheit und frei von Schwermetallen und anderen schädlichen Substanzen, er ist jedoch nicht biologisch abbaubar und nur schwer zu recyceln. Zusätzlich besteht PU zum Teil aus nicht erneuerbaren Rohstoffen wie Erdöl, die weder nachhaltig noch umweltfreundlich sind. Daher ist die Kritik an vielen veganen Lederarten durchaus berechtigt.
Gleichzeitig forschen zahlreiche Unternehmen, denen die Gesundheit des Menschen und der Erhalt unseres Planeten wichtig sind, an veganen Leder-Alternativen, die gänzlich ohne Kunststoffe auskommen. Erste Erfolge wie Mirum® Leder sind bereits auf dem Markt und es werden mit Sicherheit noch weitere folgen. Denn je mehr die Nachfrage nach veganem Leder steigt, desto mehr wird auch das Angebot an nachhaltigen veganen Lederprodukten zunehmen.
Wie hochwertig ist veganes Leder?
Wie langlebig, robust und gemütlich veganes Leder ist, hängt von der individuellen Qualität des Anbieters und der Art des Lederimitats ab. Hochwertige vegane Lederalternativen aus Kunstleder, Ananasleder oder Mirum® sind sehr atmungsaktiv, langlebig und strapazierfähig. Auch optisch stehen sie dem Leder aus Tierhäuten in nichts nach. Egal ob Jacke, Schuhe, Geldbeutel oder Taschen, veganes Leder kann genauso gut wärmen, ist weich, sehr reißfest und sieht mindestens so schön aus wie das Original.
Ist veganes Leder die Zukunft?
Sowohl in der Fashion-Industrie, bei der Inneneinrichtung als auch der Autoausstattung: Lederalternativen gelten längst nicht mehr als “günstige Imitate”, sondern als beliebte Alternative. Aufgrund der hohen Nachfrage, aber auch wegen des zunehmenden Umweltbewusstseins, setzen viele Unternehmen immer häufiger auf vegane Lederoptionen. Diese verschonen nicht nur die Tiere, sondern sind auch besser für den Menschen und die Natur.
Dennoch wird Echtleder in naher Zukunft nicht verschwinden. Zwischen dem Jahr 2000 und 2014 stieg die weltweite Lederproduktion sogar um 21 Prozent an. Die Lederindustrie boomt in Ländern wie Asien und Lateinamerika und ein kompletter Umstieg auf vegane Lederalternativen ist derzeit unrealistisch.
Mit der Zunahme von veganem Leder kann jedoch das Tierleid etwas reduziert und die Umwelt geschont werden. Zwar ist nicht jedes vegane Leder komplett nachhaltig, es ist jedoch besser als Echtleder und somit ein Schritt in die richtige Richtung. Bei Spaceproducts unterstützen wir den veganen Trend und bieten daher in unserem Online Shop mehrere vegane Modelle unserer Slim Wallets aus Kunstleder und Kork an. Denn neben der Umwelt liegt uns auch der Tierschutz am Herzen. Das Beste bei der Herstellung von veganem Leder ist schließlich, dass hierfür keine Tiere sterben müssen.
